Alle Cookies akzeptieren? – Wie Dark Patterns unser Verhalten im Web beeinflussen


von Felix Castello

Das Web begleitet uns im Leben täglich. Wir leben in einer Zeit, in der wir geradezu überflutet werden mit Reizen und Informationen: Alles im Internet sucht nach unserer Aufmerksamkeit. Ein Weg, diese Aufmerksamkeit zu bekommen, funktioniert über das Design von Internetseiten oder Apps. Dabei werden ganz bewusst bestimmte Designelemente benutzt, um das Verhalten von Nutzerinnen und Nutzern in eine bestimmte Richtung zu lenken. Und viele dieser visuellen Elemente sollen ein Verhalten begünstigen, welches den Interessen von Nutzerinnen und Nutzern widerspricht. Diese Elemente nennt man Dark Patterns. Eine einheitliche Definition oder einen eingedeutschten Begriff gibt es bisher nicht. Dark Patterns gibt es im Internet jedoch zu Hauf, sie befinden sich häufig auf sozialen Netzwerken, Online-Shops, Buchungsportalen und vielen anderen Websites.  

Das einfachste Beispiel eines Dark Patterns begegnet uns tagtäglich: Cookies. Laut dem Telekommunikation-Telemedien-Datenschutz-Gesetz (TTDSG, §25) muss eine Website sich zuvor die Einwilligung von Nutzer*innen holen, um Cookies sammeln zu dürfen.  

Eines der bekanntesten Dark Patterns: Cookies

Und diese Einwilligung sieht häufig so aus wie auf diesem Bild: Der Button, welcher allen Cookies zustimmt, ist farblich hervorgehoben, während der Button, über den man zu den Einstellungen gelangt, diesen farblichen Akzent nicht hat und man damit eher dazu neigt, auf Zustimmung zu klicken. Das ist ein Dark Pattern: Allen Cookies wird aus Bequemlichkeit ungewollt zugestimmt, da die Cookies über die Einstellungen einzeln auszuwählen, zu anstrengend ist. Dark Patterns funktionieren dabei auf vielfältige Weise. Sie täuschen, manipulieren, legen Nutzerinnen und Nutzer herein. Ein großer Teil macht sich dabei vor allem verhaltenspsychologische bzw. verhaltensökonomische Effekte oder Ergebnisse aus der Designforschung zunutze.  

Die EU hat nun Dark Patterns den Kampf angesagt und hat mit einer neuen Richtline eine Klassifizierung dieser vorgelegt: Beim Overloading werden Nutzerinnen und Nutzer mit Informationen so überflutet, dass sie sie gar nicht genau zur Kenntnis nehmen, zum Beispiel bei Datenschutzbestimmungen. Es existieren Dark Patterns, die Druck ausüben, zum Beispiel über limitierte Angebote. Auch Hindernisse werden über Designelemente eingebaut: Das ungewollte Akzeptieren von Cookies gehört zum sogenannten Skipping. Beim Stirring werden unter anderem visuelle Hindernisse eingebaut: Amazon Prime zum Beispiel macht es laut geleakten Unterlagen seinen Nutzerinnen und Nutzern einfach, eine Mitgliedschaft schnell abzuschließen, eine Kündigung einzureichen wird jedoch deutlich erschwert. Beim Hindering werden absichtlich Links ohne Funktion auf einer Website eingebaut. Manchmal sind Informationen auch unklar oder werden bewusst weggelassen: Zum Beispiel lagen beim Messengerdienst WhatsApp bis zu einer Klage der Verbraucherzentralen keine Datenschutzbestimmungen in deutscher Sprache vor. 

Und es gibt noch viele weitere Arten von Dark Patterns: Manche Online-Shops legen bei Bestellungen automatisch Produkte in den Warenkorb, die von den Nutzerinnen und Nutzern nicht bewusst ausgewählt wurden und dann trotzdem ungewollt kostenpflichtig bestellt werden. Oder Werbung auf einer Website wird als gewöhnlicher Inhalt getarnt. 

Was kann also getan werden? Zunächst hilft es, immer möglichst wachsam zu bleiben und genau hinzuschauen. Außerdem verstoßen viele Dark Patterns gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Wer ein Dark Pattern entdeckt, kann dieses daher melden, zum Beispiel beim „Dark Patterns Detection Project“ (dapde), welches Dark Patterns aus den Perspektiven von Informatik und Rechtswissenschaften wissenschaftlich erforscht. Und auch über die neue EU-Richtline können Dark Patterns gemeldet werden. 

Weitere Informationen und Möglichkeiten, Dark Patterns zu melden: 

https://dapde.de/de/publikationen/dark-pattern-melden/

https://edpb.europa.eu/our-work-tools/documents/public-consultations/2022/guidelines-32022-dark-patterns-social-media_en

Quellen: 

https://dapde.de/de/ (letzter Zugriff 1.4.2022). 

https://edpb.europa.eu/our-work-tools/documents/public-consultations/2022/guidelines-32022-dark-patterns-social-media_en (letzter Zugriff 1.4.2022). 

https://www.businessinsider.com/amazon-project-iliad-made-cancel-prime-membership-harer-leaked-data-2022-3 (letzter Zugriff 1.4.2022). 

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/dark-patterns-eu-gegen-design-tricks-im-netz (letzter Zugriff 1.4.2022). 

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